„Schreiben ist leicht – Man muss nur die falschen Wörter weglassen“

Mark Twain

Ein junger Mönch hatte das Gelübde abgelegt, und eine seiner ersten Aufgaben im Kloster war es, den anderen Mönchen zu helfen, die Handschriften mit den kirchlichen Gesetzessammlungen, Psalmen und Vorschriften abzuschreiben. Nachdem er eine Woche so gearbeitet hatte, bemerkte der Mönch, dass alle ihre Unterlagen von der vorhergehenden Kopie abschrieben und nicht vom Original. Sehr verwundert darüber, wandte er sich an den Klostervorsteher.

„Padre, es ist doch so, wenn jemand bei der ersten Kopie einen Fehler gemacht hat, dann wird sich dieser ewig wiederholen, und kann nie berichtigt werden, weil nichts zum Vergleichen da ist!“ „Mein Sohn“, antwortete der Klostervorsteher, „das haben wir seit Jahrhunderten so gemacht. Aber im Prinzip ist an deinen Überlegungen etwas dran.“ Mit diesen Worten begab er sich in die Kellergewölbe, wo in riesigen Truhen, die schon seit Jahrhunderten nicht mehr geöffnet worden waren, die Originale lagerten. Und kam nicht wieder. Als fast ein ganzer Tag seit der Zeit seines Verschwindens vergangen war, begab sich der beunruhigte Mönch auf der Suche nach dem Padre in den Keller. Er fand ihn recht bald. Der Padre saß vor einem großen geöffneten, in Kalbsleder eingebundenen dicken Band, schlug mit dem Kopf immer wieder gegen die spitzen Steine des Kellergewölbes und gab irgendwelche unartikulierten Laute von sich. Sein beschmutztes, zerschrammtes Gesicht war blutüberströmt, die Haare waren zerzaust und der Blick leicht irre.

„Was ist mit euch, heiliger Vater?“ rief der erschütterte Mönch. „Was ist passiert?“„Celebrate*“, stöhnte der Klostervorsteher, „das Wort war „celebrate“ und nicht „celibate“**! Christliche Fabel

*celebrate, feiere, freue dich – **celibate,  enthalte dich, die sexuelle Enthaltsamkeit, das Zölibat ist eine der Grundlagen des Katholizismus

 

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